Unsere Geschichte
Sie kamen in den 60er Jahren des 20. Jh. um den Bedarf der Industrie zu decken. Bis 1973 waren sie mit 11 Prozent die größte Ausländergruppe, danach setzte ein Trend zur Rückwanderung ein, im Juni 2007 lebten in Ratingen nur noch 712 Griechen
Griechen in Ratingen – Eine bewegte Migrationsgeschichte
Die Geschichte der Griechen ist von zahlreichen Wanderungsbewegungen geprägt. Eine der letzten großen Phasen begann im 19. Jahrhundert: Die moderne Auswanderung, die nicht nur nach Westeuropa und Übersee führte, sondern auch unsere Region erreichte. Dies bildet den historischen Hintergrund des interessanten Berichts „Griechen in Ratingen – Die griechischen Einwanderer“ von Franz Naber, dem ehemaligen langjährigen Ausländerbeauftragten der Stadt, der im Ratinger Heimatmagazin „Die Quecke“ erschienen ist.
Arbeitsmigranten und die Anfänge
Ein Großteil der heute in Deutschland lebenden Griechen stammt von Arbeitsmigranten und deren Nachfahren ab. In den sechziger Jahren folgten viele Griechen dem Aufruf der deutschen Regierung, um dem wachsenden Bedarf in der Industrie gerecht zu werden. Bis 1973 machten die Griechen mit 11 Prozent sogar den größten Anteil der Ausländer in Ratingen aus. Bereits 1959 fanden die ersten Griechen über Belgien den Weg nach Ratingen, nachdem sie in belgischen Bergwerken unter schwierigen Bedingungen gearbeitet hatten und nach neuen Möglichkeiten suchten.
Herausforderungen und die Gründung der Gemeinschaft
In den Anfangsjahren waren die Herausforderungen groß: Die allgemeine Wohnungsnot zwang viele, in provisorischen Unterkünften zu leben – oft teilten sich zwei bis drei Personen einen Raum ohne Wasseranschluss. In der Fremde sucht man schnell den Kontakt zu Gleichgesinnten, was zur Gründung der „Griechischen Gemeinde Ratingen e. V.“ im Jahr 1974 führte. In wechselnden Räumen trafen sich die ersten Mitglieder, um ihre Sprache und Kultur lebendig zu halten. Franz Naber berichtet eindrücklich von der intensiven Diskussionskultur innerhalb dieses Migrantenvereins.
Politische Differenzen und Neuorientierung
Bereits 1977 kam es innerhalb der Gemeinschaft zu politischen Differenzen, sodass einige Mitglieder einen eigenen Verein gründeten – den „Verein Griechischer Arbeitnehmer Ratingen e. V.“. Diese beiden Vereine existierten eine Zeitlang nebeneinander, bevor sie sich auflösten und 1982 der „Griechische Verein Ratingen e. V.“ gegründet wurde. Die Neuorientierung erfolgte auch vor dem Hintergrund städtischer Planungen: Die Stadt Ratingen stellte Migrantenvereinen, darunter auch jenen der Griechen, Jugoslawen und Türken, Clubräume zur Verfügung. So erhielt der „Griechische Verein Ratingen e. V.“ einen kleinen Pavillon am Hauser Ring 1, in dem er auch heute noch seinen Sitz hat.
Zwischen zwei Kulturen
Franz Naber beschreibt, dass sich viele Griechen der ersten Generation in Deutschland oft „zwischen zwei Stühlen“ fühlen. In Deutschland fühlen sie sich nicht ganz zuhause, während sie in Griechenland bereits als „Deutsche“ angesehen werden. Besonders für die nach Deutschland migrierten Kinder, die hier aufwachsen, gestaltet sich diese Situation manchmal als schwierig. Doch mit der Zeit entsteht ein neues Miteinander – so hört man bei Festen immer öfter das herzliche „Kalos orissate“ (Willkommen) von den hiesigen griechischen Folkloregruppen, die mit ihrem Tanz die kulturelle Brücke schlagen.
Geschichtlicher Wert und Aktualität
Der Bericht von Franz Naber liefert einen wertvollen historischen Einblick in die Migrationsgeschichte der Griechen in Ratingen. Auch wenn einige Zahlen – wie die Angabe von 712 in Ratingen lebenden Griechen im Juni 2007 – heute nur noch als historischer Referenzwert dienen, bleibt die Erzählung über die Herausforderungen, Hoffnungen und den unermüdlichen Gemeinschaftsgeist der griechischen Migranten lebendig. Sie ist ein bedeutender Teil der Geschichte unserer Stadt und zeigt, wie eng kulturelle Identität und Integration miteinander verknüpft sind.
Wir laden Euch ein, diesen spannenden historischen Weg weiter zu erkunden und die reiche Kultur sowie die bewegte Geschichte der Griechen in Ratingen kennenzulernen.
Gemeinsam blicken wir auf eine Vergangenheit, die unsere Gegenwart und Zukunft nachhaltig prägt.

